Störche im Anflug – Wissenswerter Vortrag von Gerhard Papenburg

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Das Kirchspiel Hohne hatte im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Gemeinde am Abend“ Gerhard Papenburg, den Storchenbeauftragten unserer Region als Referenten gewinnen können. Er hatte viel Interessantes und Wissenswertes über die Störche im Allgemeinen und speziell über unsere Störche im Kirchspiel zu erzählen.

von Rainer Brammer, Bilder von Oliver Hase

Der Abend begann mit geistlichen Worten von Frau Pastorin Katharina Prüßing-Neumann. Auch in der Bibel finden die Störche Beachtung. In einer Übersetzung wird der Storch als „der Fürsorgliche“ betitelt. Weil der Storch auf seinem Speiseplan auch Schlangen hat, stuft die Bibel ihn auch als Feind des Teufels ein. Mit dem schwarz-weissen Gefieder steht der Storch für das Gute und das Böse im Leben. Der Storch trägt eine bewundernswerte, innere Uhr in sich, die einen geregelten Rhythmus am Tag (Aufzucht der Jungstörche) und im Jahr (Zugvogelbewegungen) bestimmt. Der Mensch dagegen zögert und hadert häufig bei Entscheidungen des täglichen Lebens.

Gerhard Papenburg ist gern der Anregung zum Vortrag in Hohne von Gerhard Friedrich gefolgt. Das Kirchspiel bietet mit seiner Natur gute Lebensbedingungen für die Störche. Ferner ist das Storchennest auf der Kirche per Webcam ständig einsehbar und er erfährt als Storchenbeauftragter u.a. durch Oliver Hase und Hagen Kellner große Unterstützung bei seiner Tätigkeit für die Störche.
Zunächst referiert er über die langfristige Entwicklung der Störche im Landkreis Celle. Waren in den 50er Jahren noch 30 Storchenpaare (60 Jungstörche/Jahr) anzufinden, so waren es in den 80er Jahren nur noch 7 Paare. Die Population erholte sich durch viele Westzieher aus Spanien und die Umstellung der Nahrung von Fröschen auf Mäuse und Mülldeponien. 2023 zählte man im Landkreis wieder 30 Storchenpaare (40 Jungstörche).
Nun berichte Gerhard Papenburg über den normalen Ablauf der Aufzucht von Jungstörchen. Alles beginnt mit der Nest- und Partnersuche. Die Störche sind sehr Nest-Treu aber nicht unbedingt Partnertreu. So gibt es zahlreiche Nestkämpfe nach der Ankunft der Störche im Winter/Frühjahr, die auch tödlich enden können. Es folgt der Nestbau, der sehr akribisch aber auch bescheiden von statten geht. Wichtig: Eine stabile Nestumrandung aus Reisig-Zweigen und ein kuschliger Innenbereich aus Moos und sonstigen weichen Naturalien.
Die Störche legen in der Regel vier bis fünf Eier im Abstand von jeweils zwei Tagen in das Nest. So kann es Altersunterschiede von 10 Tagen geben, die bei der Aufzucht entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung haben können. Ein Jungstorch wiegt nach dem Schlüpfen etwa 70 g, nach 18 Tagen bereits 1 Kilogramm und nach 36 Tagen sogar schon 3,5 Kilogramm. Da die Altstörche die Nahrung direkt ins Nest werfen, entsteht bei den Jungstörchen ein Gerangel um die Nahrung. Die erfahrenen Altstörche sind bei der gerechten Verteilung gefordert. In Hohne kann man dieses Fütterungsverhalten gut beobachten und besonders im Brutjahr 2023 konnten die vier Jungstörche gleichmäßig aufwachsen. Größenunterschiede waren kaum auszumachen. In den letzten 23 Jahren verließen 23 Jungstörche das Hohner Nest. Besonders erfolgreich waren die Jahre 2018-2023 mit 19 flüggen Nachwuchs. Dies ist der beringten Störchin zu verdanken, die vor kurzen vermutlich durch „Legenot“ verstorben ist. Zusammen mit ihrem unberingten Storchenvater, der vermutlich schon seit 2014 das Nest beherbergt, lieferte sie viele Jahre spannende „Familienbilder“ auf der Webcam ab. Aktuell ist der Storch „Witwer“ und auf Brautschau. In den nächsten Tagen lohnt sich trotzdem der Blick auf die Kamera, denn die Anbahnung einer Storchenliebe kann auch spannend sein.
Gerhard Papenberg appellierte an die Besucher, ihre Biohaufen sauber zu halten. Vor allem Plastikreste können den Störchen zum Verhängnis werden. Während des Vortrages gab es zahlreiche Zwischenfragen und eigene Erfahrungsberichte aus dem Besucherraum, die die Veranstaltung angenehm abrundeten. Die Besucher bedankten sich für den sehr lebhaften Vortrag mit mehrfachen Applaus und Frau Prüßing-Neumann beendete die Veranstaltung mit der Überreichung eines Geschenkes an Gerhard Papenburg.

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